Brauwesen
   
 
 
                                                                                                

 
 
BRAUWESEN IN ALT - FRANKENHAUSEN

 

Das Bier ist seit dem frühen Mittelalter als Getränk und Medizin bekannt und geschätzt. Dieses Bier war nicht vergleichbar mit Erzeugnissen unserer Zeit. Weder Kühl- und Filteranlagen noch der Zusatz von Kohlensäure waren bekannt. Der Hauptbestandteil des Bieres war von je her die Gerste.

In der Mälzerei wird die Braugerste befeuchtet, vorgekeimt und schließlich in der Darre wieder getrocknet. Damit ist die Vorbereitung der Gerste oder die Bereitung des Malzes abgeschlossen und das Brauen beginnt.

Der getrocknete Malz wird in Schrotmühlen gequetscht und für den Brauprozess aufbereitet. Danach kommt im Maisch- und Läuterbottich der Malz mit ausreichend Wasser von hoher Qualität in Berührung, löst die wichtigen Biergrundstoffe heraus und wird als Würze weiter verarbeitet. Auf dem Boden des Bottichs setzen sich die unlöslichen, festen Bestandteile als so genannter Treber ab. Der nährstoffreiche, natürliche und bereits aufbereitete  Treber wird gern als Futtermittel in der Landwirtschaft verwendet. Die Würze wird unter Zusatz von Hopfen in der Würzpfanne gekocht und danach auf Zimmertemperatur abgekühlt, was früher in den Kühlschiffen erfolgte. Danach wird der Würze die Hefe zugegeben, die sich oben bzw. auch unten entsprechend dem Hefetyp absetzt. Die natürliche Entwicklung von Kohlensäure vereinfacht den Ausschank. In Lagertanks abgefüllt, muss das Jungbier reifen. Früher kam es ungefiltert in Fässer und musste hier reifen. Ein Prozess, der hohe Sauberkeit und die strikte Einhaltung des Ablaufes voraussetzt. Nur so kann ein schmackhaftes, gesundes und gut aussehendes Bier hergestellt werden. Die Grundlage eines guten Bieres ist  Malz und Hopfen, die nach dem Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 verarbeitet werden, wofür der Braumeister allein die Verantwortung trägt.

Das Reinheitsgebot in Verbindung mit der Darstellung von Schaufel, Maisch-Scheit und Schöpfer im Läuterbottich, dem Handwerkszeug des Bierbrauers, wird auch heute noch als Symbol für die Brauerinnung verwendet. Oft wird das Bild noch vervollständigt durch Hopfenranken und Gersteähren.

 

   Abb. 1     Symbolisches Zeichen und Gütesiegel der Brauerinnung

 

Auch in Frankenhausen entstand um das Jahr 1400 das städtische Malz- und Brauhaus als Eigentum der Stadt. Nach Abschluss des ersten Stadtmauerbaues mit Seigertor im Norden und Wassertor im Süden um 1200, wurde anschließend die Stadterweiterung nach Norden in Angriff genommen. Spätestens zur Fertigstellung der erweiterten Umfassungsmauer um 1400, war die alte Befestigung zwischen Brauhausgasse und Gelgen mit dem Seigertor überflüssig. Es liegt nahe, dass man das Brauhaus mit dem Baumaterial der alten Stadtmauer an der südlichen Ecke Klosterstraße zur Brauhausgasse errichtet hat. Das kompakte Gebäude von 28 m Länge und 12 m Breite hatte neben dem Erdgeschoß noch zwei Obergeschosse und zwei Dachböden. /1/ Der Maischbottich (ca.7500 l), Wasserbottich (ca. 7500 l) sowie der Kupferkessel (ca. 3500 l) befanden sich im 2. Obergeschoß, während nach unten im 1. Obergeschoß die Kühlschiffe (ca. 9500 l) folgten und im Erdgeschoß der Gärbottich (ca. 6500 l) und Kofantbottich  (ca. 2500 l) untergebracht waren. Der westliche Gebäudeteil war für Malzböden und die Darre reserviert. In gleicher Richtung erstreckte sich außerhalb des Gebäudes ein kleiner Hof für den Abort und ein untergeordnetes Holzlager. Für die Bevorratung von Brennstoffen war um die Brauerei kein Platz vorhanden. Demzufolge musste das Gelände des Lagerbierhauses in der Rosengasse 6 dafür genutzt werden. Nach alten Beschreibungen befand sich westlich des Brauereihofes  noch eine Öffnung in der Stadtmauer, die Grabenpforte für den Personendurchgang. Im vorderen Brauereiteil des Gebäudes zur Brauhausgasse war ein Zugang. Die Fassade war durch kleine Fenster, die mit Holzläden gesichert waren, unterbrochen. Im Fassadenbereich der Mälzerei waren Luken mit darüber befindlichen Seilrollen angeordnet. In Richtung Süden waren lediglich kleine Fensteröffnungen vorhanden. Die Angaben sind einer detaillierten Gebäudebeschreibungen entnommen, Zeichnungen bzw. Skizzen oder Bauunterlagen sind nicht vorhanden. Das Brau- oder Trinkwasser wurde wahrscheinlich aus einem Brunnen bezogen. Das weiterhin benötigte Brauchwasser kam von einem Abzweig der Grabenmühle und floss in einer Rinne an der Südseite innerhalb des Gebäudes entlang. /2/ Es ist anzunehmen, dass dieses Wasser in Richtung Kräme floss und zum Antrieb der Marktmühle mit genutzt wurde. Angaben aus dem Jahre 1858 beinhalten jedoch die Weiterleitung in die Klostergasse.

   Abb. 2

Skizze des Lageplanes des Brauhauses um 1860. Die Scheunen im Bereich der heutigen Fritz-Brather-Straße

wurden vor dem Bau der Bürgerschule (1877 fertig gestellt) abgerissen. Die Kreuzung der beiden Wasserläufe

entstammen der Kleinen Wipper und verlaufen auf unterschiedlichem Höhen.

1   Brau- und Malzhaus,  2   Grabenmühle,  3   Scheunen

   Abb. 3

Skizze des Lageplanes mit Flurstück und Gebäude des Lagerbierkellers in der Rosengasse 6 um 1870.

Die Zufahrt zum Hof war über eine Torfahrt gesichert. Die östliche Seite des Lagerbierhauses war bis

1870 in etwa 5 m Breite unbebaut.

A   Seitengebäude als Fass- und Holzlager,  B   Stallungen,  C   Scheune,  D   Garten an der Stadtmauer

Die Lagerung oder die Reife des in Fässern abgefüllten Bieres erfolgte nach dem Transport in das Lagerbierhaus Rosengasse, da die Brauerei ohne einen Bierkeller gebaut wurde. Das Lagerbierhaus befand sich an der nördlichen Seite der Rosengasse, heute die Hausnummer 6 (alte Nummer 55), in der Nachbarschaft von Herrn Zinke und Mahler. Das vor 1841 in Besitz der Familie Tuch befindliche Haus wurde von der Stadt bzw. dem Brauherrn für 22 Taler und 12 Groschen Jahrespacht gemietet. In einem Kellern  von 86 Größe waren Fasslager zur Aufnahme der Bierfässer eingebaut.

   Abb. 4

Blick in den älteren Teil des Lagerbierkellers (2006)                                                                                                  

Die Erweiterung der Kellerkapazität erfolgte nach Ankauf des Grundstückes im Jahre 1842. Während einer Bauzeit von 2 Monaten (November und Dezember als Hauptbauzeit) entstanden zwei weitere Gewölbekeller von jeweils 39 Grundfläche in 8,5 m Tiefe. Die Mauerstärke reicht von 3 Fuß (3 x 0,293 m) seitlich und 2 Fuß im Gewölbe. Mit 11 Tagelöhnern und 16 Maurern konnte der Maurermeister Friedrich Barthel das Bauwerk errichten. /3/ Die Vielzahl von erforderlichen Pferdegespannen und deren Führer soll hier nur erwähnt werden. Der rote Karbon - Sandstein für das Gewölbe, die Stufen und Gewände stammt aus dem Kammtal-Steinbruch unweit der Kattenburg und die unbehauenen Füllsteine aus dem Bruch an der Kalkhütte (Anhydrit, wie im Aufsatz über die Kalkhütte gesondert veröffentlicht) in den Anlagen. /4/ Eine im Keller z.T. noch erhaltene Steintafel mit lateinischer Inschrift erinnert an die großartige bauliche Leistung im Jahre 1842. Hiermit waren die Voraussetzungen für die Bierlagerung, ähnlich wie in einem Felsenkeller, bei gleichmäßigen 9 °C geschaffen. Der Fassbestand der Brauerei betrug 1848 bis zu 100 Fässern mit unterschiedlichem Fassungsvermögen von 5 – 26 Eimern, was 343 – 1790 l entsprach. Die insgesamt zur Verfügung stehende Fasskapazität betrug 63000 l. Da über den Transport in und aus den Keller keine Unterlagen vorliegen, muss man schlussfolgern, dass die Fässer mit dem Boden zuerst und mit Seilen gehalten über Gleithölzer auf den Treppen hinab gelassen wurden. Der heutige Zustand der Treppenstufen lässt auch die Vermutung zu, dass die Fässer mit Seilen gehalten, direkt hinuntergerollt wurden.

   Abb. 5     Mönch beim Ablassen von Fässern in den Bierkeller  /5/

 

   Abb. 6    Abb. 7

Ansicht des Kellerzugangs. Die in der Mitte ausgearbeiteten Stufen wurden für die heutige Nutzung und Begehbarkeit mit imprägnierten Holzbohlen abgedeckt. Das Detail soll den Zustand der Sandsteinstufen verdeutlichen. (2006)

  

In der oberen Etage des Hauses waren eine komplette Wohnung mit Küche und ein Saal zum Ausschank untergebracht. Der Bierhersteller musste in der Brauerei oder in unserem Fall im Lagerbierhaus die Voraussetzungen zur Verkostung des Bieres schaffen. Eine so genannte Biermesserin war verantwortlich und vom Bürgermeister verpflichtet persönlich von 7 Uhr bis 22 Uhr und auch länger hochwertiges, gesundes Bier auszuschenken. An der Westseite des Hauses war eine Torfahrt  vorhanden, um an das Seitengebäude und die Scheune im Hof zu gelangen. Das Grundstück erstreckte sich bis zur Stadtmauer am Schützengraben und war auch von hier über eine Tür in der Stadtmauer zu begehen. Ein kleiner Garten mit Obstbäumen befand sich direkt an der Stadtmauer. Das Seitengebäude nordöstlich hinter dem Lagerbierhaus wurde als Fasslager,  Holzstall und Schweinestall genutzt und endete mit der Scheune. Über eine Rohrleitung, die im Jahre 1853 erbaut wurde, erhielt das Lagerbierhaus einen Brauchwasseranschluss von der kleinen Wipper am Schützengraben. /6/ Die Zustimmung durch die Pfännerschaft, dem Konsortium zur Nutzung der Solequellen, konnte jederzeit kurzfristig zurückgezogen werden.

 

Die Grundlagen des Brauens waren im Gebiet der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen seit 1588 in der Brauordnung zusammengefasst und geregelt. /7/ Mit geringfügigen Veränderungen blieb dieses Regelwerk bis in das 19. Jahrhundert gültig und uns erhalten. Der Inhalt soll in nachstehenden Punkten wiedergegeben werden, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

  • Brauen darf nur der, welcher das ganze Jahr braut. Kesselbrauen in den Häusern ist verboten, um das Stadtbier verkaufen zu können.
  • Für Reiche und Arme darf nur im Brauhaus gebraut werden.
  • Verdorbenes und nicht gelungenes Bier hat der Braumeister zu bezahlen.
  • Um ein gutes Bier zu brauen, soll nur nach Martini (11.11.) bis Wallburgis (30.04.) der Malz begossen  bzw. gebraut werden.
  • Es darf nur gutes, gesundes und schmackhaftes Bier verkauft werden.
  • Maximal zwei Biersorten dürfen angezapft werden. Innerhalb von acht Tagen muss das Fass geleert sein.
  • Brauer oder Bürger dürfen nur ein Bierlager besitzen.
  • Ein Gebräu von 16 Fässern ist aus 7 ½ Marktscheffeln Malz und 2 Marktscheffeln Hopfen herzustellen. Für das erste Gebräu in der Woche darf  nur die Hälfte angesetzt werden. Es sind für 8 Fässer 40 Scheffel Malz und 1 Marktscheffel Hopfen einzusetzen. Die genannten Rezepturen sind nicht nachvollziehbar und sollen lediglich erwähnt werden.
  • Kein Brauherr darf ohne Erlaubnis der Herrschaft ausschenken. Geschenktes Bier darf nur im Hause straffrei getrunken werden, wie auch zu Hochzeiten und Taufen.
  • Die Biermesserin soll außer dem Essen 3 Groschen ausgezahlt bekommen. Ihre Arbeitszeit geht so lange wie der Ausschank erforderlich ist.
  • Für jedes Gebräu sind 15 Groschen Lohn zu zahlen, wovon der Brauknecht und der Mühlenknecht jeweils 1 Groschen erhält. Dem Bierführer jedoch 4 Groschen zugestanden werden.

Mit der zeitlichen Entwicklung wurden Änderungen und Ergänzungen in die Brauordnung aufgenommen. /8/

  • Seit 1672 wurde festgelegt, dass der Brauherr und später auch Ratspersonen den Kofant (Dünnbier) an ihr Gesinde verkaufen können.
  • Die Bezahlung der Bierführer, Knechte und Hilfsknechte wurde ständig verbessert.
  • Insgesamt sollen für den Bierführer und die Träger nicht mehr als 8 Groschen gezahlt werden. Für ein Doppelbier waren 2 Taler und 6 Groschen, für ein Einfachbier 1 Taler und 20 Groschen zu zahlen. So erhielten die Träger (meist Tagelöhner) für Mälzen und Sacken 1-2 Stübchen Bier (1 Stübchen = 4 Maß = 2 Kannen = 3,82 l).
  • Die Biermesserin erhielt gemäß Brauordnung von 1672 für den Ausschank 6 Groschen und eine Kanne Doppelbier.            
  • In der Brauordnung von 1710 wurde auch der Preis des Bieres geregelt. So kostete z.B. bei einem Gerstepreis pro Nordhäuser Scheffel (45,63 l) von 11 bis 14 Groschen 1 Kanne Doppelbier 11 Pfennige. Das Einfachbier 3 Pfennige weniger und das Doppeldoppelbier 4 Pfennige mehr als das Doppelbier.

Die vorbereitete Gerste kam unter Zusatz von Wasser in den Maischbottich von etwa 3 m Durchmesser und 1 m Höhe. Der Wasserzusatz war durch eingeschlagene Visiere im Inneren des Bottichs sowie einen Überlauf exakt bestimmt. Aus einer Eichung des Jahres 1838 ist bekannt, dass ein Gebräu

 

                                           76 1/3  Eimer = 5244 l  (1 Eimer = 68,7 l )

Maischgut entsprach. Daraus konnten 48 bis 54 Eimer  = 3298 bis 3710 l Lagerbier hergestellt werden.

Um ein Gefühl für die Stärke und Würze der früher gebräuchlichen, zeitabhängigen Biersorten zu entwickeln, soll der Gersteeinsatz je Gebräu zusammengestellt werden.

                                           Doppelbier               60 Scheffel Gerste                1831

                                           Doppeldoppelbier    50 Scheffel Gerste                1831

                                           Einfachbier               30 Scheffel Gerste                1831

                                           Doppelbier               60 Scheffel Gerste                1848

                                           Lagerbier                  40 Scheffel Gerste                1853

                                           Broihan (Stadtbier)   unter 30 Scheffel Gerste        1848

Broihan war ein Bier, das nur aus Gerste, ohne den Zusatz von Hopfen, gebraut wurde. Der unmittelbare Verkauf und Verbrauch erlaubte die Herstellung selbst in den Sommermonaten.

Neben der Brauordnung oder besser als Ergänzung derselben existierten die Braumeisterinstruktionen sowie die Instruktionen für die Biermesserin. In den genannten Schriften waren nicht nur Arbeitsanweisungen sondern auch die Bezahlung enthalten.

Da mit dem städtischen Brauhaus stets die Interessen der Stadt gegenüber den Bürgern erfüllt werden sollten, ist es nur verständlich, wenn seit der Errichtung des Brauhauses auch eine Braugilde, die Brauerschaft bestand. Zum Brauerschaftsdirektorium, den Vorstand der Brauerschaft, gehörte der Bürgermeister. So konnten die Interessen und Forderungen der Stadt und somit auch des Landesherren direkt eingebracht werden. Mitglieder der 40 bis 70 Personen zählenden Brauerschaft wurden vor der Aufnahme geprüft, inwieweit sie würdig, seriös und vermögend waren. Schließlich mussten bei Aufnahme 42 Taler und 12 Silbergroschen als Vermögensanteil eingezahlt werden. Erzielt der Brauherr nach abgeschlossener Jahresbilanz einen Gewinn, so wird dieser als Dividende an die Brauerschaftsangehörigen ausgezahlt.

 

Möchte ein Brauerschaftsangehöriger Brauherr werden, so hat derselbe die Braugerechtigkeit nachzuweisen und zu erfüllen. /9/ Dazu muss er Besitzer einer Sölde sein und  jährliche Pachteinnahmen von mindestens 10 Talern nachweisen. Besitzer von Landgrundstücken müssen dazu unter Berücksichtigung der geforderten Abgaben beim Landratsamt eine Prüfung vornehmen lassen. Der Brauherr muss ein Brauhaus besitzen oder bewohnen.  

Der Werdegang des Bieres wurde vom Sudhaus, dem Ort seiner Entstehung, über den Lagerkeller bis zum Ausschank durch strenge Vorschriften überwacht. So wurden auch die Keller der Brauberechtigten von einer Kommission der Brauerschaft untersucht und begutachtet. Beanstandungen von ausgeschenktem Bier mussten sofort dem Stadtrat gemeldet werden, worauf die Brauerschaft überprüfte und daraufhin den Bierpreis reduzierte  oder das Bier verworfen hat.

Die Einhaltung der Brauinstruktionen wurde überwacht und Verstöße geahndet. So wurden im Jahre 1802 der Marktmüller Johann Friedrich Landgraf und der Rosenmüller Johann Christian Steinhäuser beim Kesselbrauen zu Hause erwischt und mit 20 Talern Strafe sowie der Abgabe des Gebräues bestraft. /10/

Die zeitliche Vergabe der Braulose war ebenfalls die Aufgabe der Brauerschaft. Entsprechend der anstehenden Probleme kam das Konsortium  zusammen. Bierlose durften nur mit Genehmigung der Brauerschaft und des Landratsamtes weiter verkauft werden. Der Bierankauf war ebenfalls genehmigungspflichtig. Im Jahre 1841 verstarb ein Brauherr, dessen Los der Landkammerrat Schall käuflich erwarb. Dazu war die schriftliche Genehmigung der Landeshauptmannschaft, dem späteren Landratsamt, erforderlich.   

Die vierteljährliche Ermittlung der Marktpreise für Gerste sowie die daraus sich ergebenden Festlegungen  der Bierpreise, wurden durch die Brauerschaft durchgeführt und überwacht. So mussten 1848 zu einem Gerstepreis von 1 Silbergroschen und 14 Pfennig je Scheffel für das Lagerbier 16 Pfennig je Maß (0,954 l) und für Broihan 8 Pfennig je Maß bezahlt werden. Damit wurden die Erhöhungen oder Schwankungen des Gerstepreises direkt auf den Bierpreis umgelegt und vierteljährlich aktualisiert.

   Abb. 8

Auszug aus dem Frankenhäuser Intelligenzblatt vom 7. Februar 1866 (1 Quart = 1,15 l )

Von Preisentwicklungen oder Preisvergleichen über einen größeren Zeitraum  soll hier Abstand genommen werden, da erst 1872 eine einheitliche Währung und Maß- und Gewichtsordnung eingeführt wurde. Zum Gerstepreis sei noch erwähnt, dass auch die Anlieferung bis zur Brauerei im Preis enthalten war. Die Lieferanten kamen aus den benachbarten Orten u.a. auch aus Ringleben /11/, Oberröblingen, Schillingstedt und Hauterode. /12/ Die übliche Maklergebühr von 3 Pfennig je Scheffel zahlte der Brauherr.

Die wohl wichtigste und die Gesamtverantwortung tragende Person im Brauhaus, war der Braumeister. Vor Arbeitsaufnahme im Brauhaus hatte er, gemäß der Braumeisterinstruktion von 1853, eine Kaution von 300 Taler zu hinterlegen. /13/ Entsprechend der Bedeutung erhielt er eine Entlohnung von 11 Talern je Gebräu Doppelbier. Von jenem Geld hatte er die 3 Braugehilfen, die ihm im Brauhaus zur Seite standen, zu bezahlen. Ferner musste er von seinem Lohn das erforderliche Kleinmaterial, wie Öl für die Beleuchtung, Seife, Bürsten, Schaufeln usw. finanzieren. Der Braumeister war verantwortlich für den Ankauf der Gerste, des Hopfen, des Feuerholzes, von Pech, Kolophonium, Korken usw. Für Putz- und Spülarbeiten waren auf Stundenbasis noch zwei Frauen tätig. Das Schroten oder Quetschen hat der Braumeister zu überwachen. Konkret wurde dazu das Getreide in der Rosenmühle, Grabenmühle und auch am Solebrunnen (Pfännerschaftsmühle) /14/ für die Brauerei vorbereitet. Sämtliche Transporte wurden nicht selbst durch eigene Fuhrwerke, sondern von anderen Unternehmen ausgeführt. So kam auch der Hopfen vornehmlich aus den fränkischen Städten Fürth und Altenkundstadt mit Pferdefuhrwerken nach Frankenhausen.

            

Abb. 9                                                                                                        Abb. 10

Rechnungskopf der Firma J. Wertheimer aus Fürth des Jahres 1855            Frachtrechnung der Firma F. Claer aus Erfurt über 1 Taler 10

                                                                                                                   Silbergroschen für den Transport von 1 Ballen Hopfen (1 Zentner 

                                                                                                                   3 Pfund) von Fürth nach Frankenhausen /12/                 

             

Abb. 11                                                                                                       Abb. 12

Rechnungskopf der Firma Victor Leo Putzel aus Altenkundstadt                 Frachtrechnung des Speditionsgeschäftes T.G. Mester in Erfurt

vom 18.11.1848 /12/                                                                                  vom 24.12.1850 über 3 Taler 4 Silbergroschen für 4 Ballen Hopfen 

                                                                                                                   (7 Zentner 51 Pfund) von Fürth nach Frankenhausen /12/

Schließlich war der Braumeister auch für die Reparaturen im Brauhaus und Lagerbierkeller verantwortlich. Weiterhin musste er die Bestände im Bierkeller überwachen und nachweisen. Schließlich ging unser Bier bereits 1835 nach Uftrungen, Altstädt, Sangerhausen, Leipzig, Halle, Kannawurf, Brücken, Artern, Kölleda, Sondershausen, Heldrungen, Auleben, Nordhausen, Jecha und Kalbsrieth. /15/16/17/ Seit 1853 war der Braumeister verpflichtet von jedem Gebräu ein Probefässchen zu einem Vorzugspreis in den Ratskeller zu liefern und dasselbe nach Leerung wieder abzuholen. Über alle Ausgaben und Einnahmen mussten Belege angefertigt und dem Rechnungsführer übergeben werden. Dank der gewissenhaften Erfassung und Nachweisführung des Rechnungsführers Carl Vorkeller über eine Zeit von etwa 15 Jahren sind überhaupt erst die hier dargestellten Auswertungen möglich gewesen. Als Braumeister waren in der Frankenhäuser Brauerei tätig:

Wilhelm Christoph Knaust             1763                          /18/
Johann Christoph Koch                 1763                          /18/
Johann Hans Heinrich Große         1763 
Johann Andreas Kämmerer           1773
Rudolf Otto                                   1836                         /19/                                                    Johann Karl Anton Rössner           1831-53
Adolf Ferdinand Franke                1853                          /6/

Im 18. Jahrhundert waren jeweils unterschiedliche Braumeister für Einfachbier und Doppelbier engagiert.

Über die Festlegung der Brauherren in früherer Zeit ist aufgrund der durch den Brand von 1833 vernichteten Akten nichts bekannt. Es ist anzunehmen, dass die Brauherren für ein  Jahr die Brauerei pachten konnten oder als Inspektoren bzw. Deputierte von der Brauerschaft eingesetzt wurden, wie es auch nach 1840 geschah. Erst 1841 wurde ein Vertrag mit 28 Artikeln erarbeitet, der die Verpachtung der Brauerei über viele Jahre regeln sollte. Das Vertragswerk wurde von der gesamten Brauerschaft und auch von der Landeshauptmannschaft, dem späteren Landratsamt, bestätigt, gegengezeichnet und gesiegelt.  

Ab dem Jahre 1857 wird die Brauerei mit Lagerbierkeller über das Frankenhäuser Intelligenzblatt dem Meistbietenden über einen Zeitraum von 12 Jahren angeboten. Den Zuschlag erhielt Friedrich Spangenberg, mit einem Gebot von 1100 Taler Jahresmiete. Vor Übernahme der Brauerei war noch eine Kaution von 1000 Taler zu hinterlegen, die bei der Stadt mit 4 % verzinst wurde. Das gesamte Zubehör und Kleingeräte wurde zum Zeitwert an F. Spangenberg verkauft.

                                       

   Abb. 13

Bekanntgabe der Brauereiverpachtung im Frankenhäuser Intelligenzblatt vom 14.05.1857

Der Vertrag war so erstellt, dass eine absolute Abhängigkeit vom Stadtrat und der Brauerschaft  vorausgesetzt wurde. Außerdem waren steuerliche Belastungen enthalten, die das Geschäft des Brauwesens belasteten und nachstehend genannt werden:

  • Auf jedes Gebräu Doppelbier sind 20 Silbergroschen je Zentner Malz an das Landratsamt zu zahlen (etwa 20 Taler je Gebräu). Weiterhin erhält die Stadtkasse 15 Taler Impost (Schutzgebühr) und 3 Taler, 8 Silbergroschen und 6      Pfennig je Gebräu als Pfannenzins.       
  • Auf jedes Gebräu Lagerbier sind 20 Silbergroschen je Zentner Malz an das Landratsamt zu zahlen (etwa 10 Taler je Gebräu). Weiterhin erhält die Stadtkasse 10 Taler Impost (Schutzgebühr) und 26 Silbergroschen und 3 Pfennig je Gebräu als Pfannenzins.       
  • Die drei Geistlichen (die Herren Wippermann, Martini und Wächter im Jahre 1854) erhielten jeweils ein Deputat von 1 Ohmkanne (8 Maß = 7,63 l) je Gebräu oder den finanziellen Wert zum aktuellen Bierpreis.
  • Das gleiche Deputat erhält der Ratsdiener in der Form eines auszuzahlenden Betrages.
  • Darüber hinaus waren die Kosten für die Feuerversicherung, Nachtwächtergeld, für den Rechnungsführer zu zahlen. Der Schützenverein hatte ein Freilos in der Brauerei aus alter Tradition heraus.

Während im Rathaus keine grundlegenden Veränderungen entschieden wurden, baute Carl Gille als Besitzer der Bachmühle - außerhalb der Stadtmauern - bereits 1856 ein neues Brauhaus. Es folgte 1859 der Kupferschmied Ernst Seidenbusch, der im Hof des Eckhauses Schlossgasse – Jungfernstieg eine ländliche Brauerei errichtete. Die Gebrüder Hermann und Franz Mehler waren die Besitzer einer Brauerei an der Nordhäuser Straße 92a (heute Rottleber Straße 4, Hotel Reichental). Der Ökonom (Landwirt) Carl Seeland, der einstmals die städtische Brauerei mit Gerste belieferte, lässt 1868 eine Brauerei auf seinem Grundstück in der heutigen Zinkestraße errichten.

Die Bierumsätze Spangenbergs gehen 1867 durch Krieg und die äußeren Gegebenheiten soweit zurück, dass noch 6 Gebräu im Vierteljahr benötigt werden. Selbst im Lagerbierkeller war der Bierverkauf bereits 1851 und früher stark rückläufig, was zur Folge hatte, dass nur noch wenige Stunden ausgeschenkt wurde.

   Abb. 14

Im Frankenhäuser Intelligenzblatt vom 19.06.1851 erscheint die Öffnungszeit des Lagerbierkellers

Daraus resultiert im März 1868 die Kündigung des Pachtvertrages. Noch im Juni wird die Ausschreibung der Brauereiverpachtung über 2 Jahre beschlossen. Nach Bekanntgabe der Randbedingungen ziehen sämtliche Bewerber ihr Gebot zurück. Der bisherige Pächter übernimmt abermals die Brauerei unter günstigen steuerlichen Bedingungen. Im Jahre 1870 werden die Pumpen der Brauerei auf Veranlassung des Stadtrates ausgebaut und 1874 das gesamte Inventar zum Verkauf angeboten. /23/

   Abb. 15

Im Frankenhäuser Intelligenzblatt vom 05.05.1874 sowie in der Zeitung Der Deutsche am 07.05.1874 erscheinen die Annoncen zum Verkauf des Brauereiinventars

Zwischenzeitlich wurde auch die Entscheidung über den Bau der Bürgerschule getroffen. Als Folge musste die alte Brauerei weichen und somit abgerissen werden. Die Brauerschaft verlangte ihre persönlichen Anteile. Die Stadt zog sich durch einen Vergleich ohne Forderungen aus der Verantwortung.

So darf man annehmen, dass zur Beschaffung von Geld auch das Lagerbierhaus an Otto Schütze bzw. Carl Seeland verkauft wurde. Nachweislich ist Otto Schütze im Jahre 1892 der Eigentümer des Anwesens. Der wiederum vererbte das Grundstück seinem Sohn, dem Braumeister Willy Schütze. Vor der Jahrhundertwende ist der Bierausschank weiter  unter der Gaststättenbezeichnung Augustin’sche Restauration bzw. „Zur Rose“ betrieben wurden. Im Jahre 1892 sind auch im Bereich der Torfahrt das Zwischengeschoß eingebaut und die Fensterreihen an der Fassade begradigt worden.  Das Lokal führte Karl Barthel bis 1906. Als Rentier verkaufte W. Schütze das Grundstück im Jahre 1931 an den Knopffabrikanten Wallrodt (in der nächsten Generation Familie Meyer), der die Räumlichkeiten für die Knopfherstellung nutzte. Nach dem 2. Weltkrieg war hier seit Mitte der Fünfzigerjahre der Bereich Polytechnik des VEB Metallverarbeitung (später VEB Elektro) untergebracht. Neben der Herstellung von elektrischen Feuerzeugen und im Betrieb benötigten Kabelbäumen wurden die Bahnheizkörper aus der eigenen Produktion repariert. Danach erfolgte der Gebäudeumbau für Wohnzwecke.

   Abb. 16

Ansicht des für Wohnzwecke erhaltenen ehemaligen Lagerbierhauses (Bildmitte) in der Rosengasse 6. Der rechts angrenzende Anbau mit Torfahrt aus dem Jahre 1870 gehört zum Nachbargrundstück. (2006)

In den Jahren 1840-50 wurden in der alten Brauerei etwa 1500 Hektoliter Bier zum Verkauf produziert. Als die Gebrüder Mehler 1881 zu brauen begannen, wurden bis zu 2000 Hektoliter hergestellt, während die Brauereien Schütze (Zinkestraße) und Gille (Bachmühle) in dem genannten Jahr bereits jeweils 4000 Hektoliter verkauften und selbst produzierten.

Die Brauerei Mehler, etwas zurückgesetzt an der Südseite der Rottleber Straße, wurde 1900 als Holzfachwerk aufgestockt. Der gesamte Gebäudekomplex mit Stallungen, Wohnhaus und Brauerei war U-förmig, nach Süden offen, angeordnet. Direkt an der Straße entstand 1898 ein Flachbau für Wohnzwecke. Nach fünf Jahren erfolgte noch der Anbau des Motorenhauses für einen Sauggasmotor.

   Abb. 17

Die Zeichnung von Maurermeister F. Rose als Bestandteil des Bauantrages zum Aufstocken der Brauerei Mehler in der Nordhäuser Straße /24/ 

Über die weitere Entwicklung der Brauerei standen mir keine Unterlagen zur Verfügung.

Die Brauerei Carl Seeland in der Zinkestraße, die gemeinsam mit dem Schwiegersohn Otto Schütze geführt wurde, entwickelte sich schnell zu einem leistungsfähigen Unternehmen. Mit dem Bau des Sudhauses 1868 /25/ wurde auch im alten Wohnhaus in der Zinkestraße ein Schankraum eingerichtet. Nach 11 Jahren entstand eine neue Malztenne an der Wippergasse und eine Eishalle im Innenhof. Im Jahre 1880 wurde das neue Wohnhaus an der Ecke zur Nordhäuser Straße erbaut. /26/ Schließlich wurde 1897 das neue Kesselhaus errichtet und die Voraussetzungen für den sauberen Betrieb einer Dampfbrauerei geschaffen. /27/ In dieser Zeit wurde auch der erste Felsenkeller oberhalb der Anlagen von O. Schütze in den Anhydrit vorgetrieben.

        

Abb. 18                                                                                                 Abb. 19

Das Adress- und Geschäftshandbuch der Stadt aus dem Jahre                  Werbung aus der Frankenhäuser Zeitung vom 22.07.1907

1899 enthielt diese Werbung

Am 30 08.1906 wurde im hiesigen Handelsregister unter dem Namen Frankenhäuser Aktienbrauerei ein Unternehmen mit einem Grundkapital von 350 000 Mark eingetragen. Die Gründer der Gesellschaft waren die Nordhäuser Bank, der Kaufmann Josef Hempen, Frau Anna Schütze, Brauereibesitzer Heinrich Gille und der Buchhalter Rudolf Müller. Zum Aufsichtsrat gehörten Brauereibesitzer Otto Schütze, Bankdirektor Erich Jäger und Hotelier Christian Ermisch.

Noch im September werden beide Brauereien von der Aktienbrauerei abgekauft und die Gewerbeanmeldung erfolgte am 15.10.1906. Einst hatte die Familie Gille die Bachmühle vom Kloster erworben und in der Familie weiter vererbt. Nach einer Tradition von 200 Jahren übersiedelt Heinrich Gille nach Sondershausen und die Bachmühle kauft und übernimmt Alfred Schütze nur noch für landwirtschaftliche Zwecke.

Bereits 1908 werden in der Frankenhäuser Aktienbrauerei über 11 000 Hektoliter Bier produziert. Der Gewinn erlaubt auch in den Folgejahren bis 1910 eine Dividende von  4 – 5 % jährlich an die Aktionäre auszuzahlen. Die gute Geschäftslage erlaubt O. Schütze den Kauf des Hotels Bellevue in der Wippermannstraße im Juni 1908.

Danach begannen bereits die Vorbereitungen des 1. Weltkrieges mit dem Auftrag zur Herstellung von Dürrgemüse. So wurden 1914 Anbauten als Schwankraum, Putzraum und Schnitzelraum errichtet.

   Abb. 20

Skizzierter Lageplan des Grundstückes Seeland/Schütze in der Zinkestraße um 1914

 1   Altes Wohnhaus mit Gastraum 1868 umgebaut

 2   Stall 1868

 3   Gartenhäuschen 1868

 4   Biergarten 1868

 5   Brauerei-Sudhaus 1868 erbaut

 6   Kohlenschuppen 1879

 7   Alte Malztenne

 8   Neue Malztenne 1879 errichtet

 9   Eishalle 1879 errichtet

 10 Wohnhaus 1880 errichtet

 11 Kesselhaus 1897 errichtet

 12 Putzraum 1914 errichtet

 13 Schnitzelraum 1914 errichtet

 14 Schwankraum 1914 errichtet

Zwischenzeitlich hatte die sich seit 1887 gut entwickelnde Vereinsbrauerei AG in Artern bereits in Frankenhausen umgesehen und den Barbarossagarten am Schützengraben zur Jahrhundertwende gekauft und umgebaut sowie 1912 die Brauerei in der Rottleber Straße  erworben. Die Bierproduktion ist in den Kriegsjahren unverändert beibehalten worden oder eher rückläufig gewesen. So erfolgte 1920 die Fusion der Frankenhäuser Aktienbrauerei mit der Vereinsbrauerei AG Artern neben anderen Fusionen und Ankäufen unter dem neuen Namen der Vereinigten Thüringer Brauereien AG Artern.

In Frankenhausen wurde die Produktion schließlich eingestellt. Die vorhandenen Gebäude als Niederlage genutzt, um auch hier das Bier mit dem Namen des Kaisers Barbarossa (Barbarossa-Bräu) abzufüllen und zu vertreiben. Die Flaschenabfüllung wurde zeitlich begrenzt noch in Frankenhausen durchgeführt. Pferdefuhrwerke mit den noch bekannten Tafelwagen verteilten das Bier bzw. die Getränke.

Neben dieser Abfüllung bestanden in Frankenhausen noch weitere Bier- und Limonadenverleger, wie

                            Karl Mehler jun., Erfurter Straße 13

                                                Alexander Peter, Erfurter Straße 47

                                      Walter Schrader, Badegasse 31
                                      Konrad Barthel, Zinkestraße                  

                

Abb. 21                                                                                                    Abb. 22

Ansicht des alten Wohnhauses in der Zinkestraße um 1940                      Ansicht der ehemaligen Brauerei von recht nach links -

(Bestand des Stadtarchivs Artern)                                                             altes Wohnhaus, Sudhaus, neues Wohnhaus (etwa 1960)

Auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei siedelte sich das Kyffhäuser Laboratorium seit 1929 mit etwa 35 Beschäftigten unter der Leitung von Hermann Quinke an. Umbauten den Erfordernissen entsprechend, zogen auch 1942 den Bau des 19 m Schornsteines an der Wippergasse nach sich. /29/

                 

Abb. 23                                                                                                       Abb. 24

Briefkopf des Betriebes aus dem Jahre 1936                                                Blick in die Wippergasse mit Schornstein und ehemaliger 

                                                                                                                   Malztenne  (1960)

Auch nach 1945 wurde die Niederlassung in Bad Frankenhausen von der Brauerei Artern in gleicher Weise genutzt. Unter der Bezeichnung VEB Venag Brauerei Artern seit 1948, VEB Brauerei- und Malzkombinat Sangerhausen seit 1968 und VEB Getränkekombinat Dessau seit 1971 war immer Artern mit integriert. Die Produkte wurden mit Goldaue Quell beschriftet.

   Abb. 25          Abb. 26

Etiketten der 0,3 und 0,5 l Flaschen nach 1971 und Bierdeckel früherer Zeit (Bestand des Stadtarchivs Artern)

   Abb. 27

Für die Drahtbügel – Schnappverschlüsse am Flaschenhals verwendete Etiketten der 50er Jahre (Bestand des Stadtarchivs Artern)

Der technische Fortschritt machte auch die Pferdehaltung überflüssig, da moderne, leistungsfähige Fahrzeuge die Pferdegespanne ersetzten. So erfolgte ab 1969 die Belieferung direkt von Artern. Die Räumlichkeiten der ehemaligen Niederlassung blieben seitdem ungenutzt.

Die Produktion der Firma Quinke wurde 1952 nach Erfurt verlagert. 1953 wurde der VEB (K) Nahrungs- und Genussmittelbetriebe Bad Frankenhausen gegründet und 1954 wird die Süßmosterei zur Herstellung von Handels- und Lohnmost eingerichtet. Im gleichen Jahr werden die eigenständigen Betriebe

                                       VEB (K) Göllinger Konserven- und Marmeladenfabrik (GÖKOMA)

                                       Mühle in Bottendorf (1954 – 59)

                                       Likörfabrik Artern (1954 – 60)

                                       Pachtbetrieb Marktscheffel in Sangerhausen (1958 - 60)

                                       Betriebsteil in Ringleben (1958 - 69)  

                                       Konservenfabrik Tilleda (1957)

in dem Frankenhäuser Betrieb integriert und von hier aus verwaltet.

Bis zum Jahre 1975 waren Steigerungen auf 6500 t und bis 1980 auf 8000 t Konserven geplant. Die Marmeladenherstellung wurde an die Finkenheerder Obstwerke in Zörbig 1964 abgetreten. Im Jahre 1968 – 74 wird eine neue Unterstellung und Firmierung als VEB OGIS Konservenkombinat Zeitz, Werk III, Bad Frankenhausen durchgesetzt. 1969 wird die Produktion von Handelsmost zugunsten einer 2,5 fachen Steigerung von Lohnmost eingestellt.

Von 1974 – 80 bestand die Firmierung VEB OGIS Bad Frankenhausen und wurde 1981 – 89 ergänzt durch Sitz Göllingen. Im Jahre 1990 erfolgte die Schließung des Gesamtbetriebes .

Die stark in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude und die fehlende Werterhaltung machten den Abriss des Gesamtkomplexes, mit Ausnahme des Sudhauses, erforderlich. Nach dem Umbau und einer Sanierung bleibt es als Erinnerung erhalten. Großzügige Parkplätze und ein Einkaufscenter beleben das Quartier oberhalb der Zinkestraße bis zur Wippergasse. Zugleich geht damit eine Ära in der Frankenhäuser Geschichte zu Ende – Das Bierbrauen.

               

                     Abb. 27     Ansicht oberhalb der Zinkestraße mit ehemaligem Sudhaus  (2003)    

Für das Entgegenkommen und die aufgeschlossene Informationsbereitschaft des Ehepaares Meyer aus der Rosengasse 6 sei an dieser Stelle nochmals Dank gesagt.

Eckhard Pförtner                                                                                                      Mai 2007

Quellennachweis

/1/   Stadtratssitzungen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII-23, 1873 – 84

/2/   Pachtvertrag mit F. Spangenberg, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa-119, 1857

/3/   Brauereiakten, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-51, 1841 – 54

/4/   Kellerbau, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII-7, 1842

/5/   Internet, Weidert-Nicolay-Hanau, 2007  

/6/   Brauerschaftsakten, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa/Brhs.-37, 1853 – 54

/7/   Brauordnung von Wilhelm I., Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa-103, 1588

/8/   Brauordnung, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa-104, 1672

/9/   Braugerechtigkeit, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa-108, 1833

/10/ Akten der Lagerbierbrauerei, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-50, 1822–66

/11/ Rechnungen der Brauerei, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-64, 1845 - 46

/12/ Rechnungen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-69 bis 75, 1849 – 56

/13/ Braumeisterinstruktionen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa/Brhs.-113, 1853

/14/ Rechnungen der Brauerei, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-67, 1847 – 48

/15/ Rechnungen der Brauerei, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-53, 1834

/16/ Einnahmen und Ausgaben, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-55, 1834 – 35

/17/ Einnahmen und Ausgaben, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-56, 1836 – 37

/18/ Einhaltung der Brauinstruktionen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-42, 1761 - 74

/19/ Klagesachen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-36, 1802 – 40

/20/ Gesuche, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa - 92, 1857 – 63

/21/ Akten der Brauerei, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIF/Brhs.-51, 1841 – 54

/22/ Neuordnung des Brauens, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa-94, 1859

/23/ Klagesachen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/IIFa/Brhs.-40, 1870 – 74

/24/ Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII –40, 1900 – 01

/25/ Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII –14, 1868

/26/ Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII –20, 1880

/27/ Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII –37, 1897

/29/ Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XLVIII, Thüringischen Staatsarchiv Gotha,

       April 2004