Solebad
   
 
 
                                                                                                

 
 
1927 - 2007  ---  80 JAHRE ORTSBEZEICHNUNG "BAD"

 

Inzwischen dürfte es sich herumgesprochen haben, dass Bad Frankenhausen das Prädikat „Staatlich anerkanntes Sole-Heilbad“ zuerkannt wurde. Die entsprechende Urkunde überbrachte am 07. Februar dieses Jahres der thüringische Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz. Die Prädikatisierung war durchaus keine Selbstverständlichkeit. Seitens der Stadt gab es zahlreiche Kriterien zu erfüllen. Ähnlich der heutigen Situation gab es in der langen Geschichte des Kur- und Badewesens unserer Stadt immer wieder Zeiten, in denen das 1818 von Dr. Wilhelm August Gottlieb Manniske (1769-1835) begründete Kurbad zwischen erfolgreicher Prädikatisierung und Existenznot stand. Im April 2007 sind nun 80 Jahre vergangen seit dem unsere Stadt den Titel „Bad“ tragen darf. Bevor Frankenhausen im April 1927 dieser Titel zugestanden werden konnte, war ein langer Zeitraum vergangen, in welchem sich alle Beteiligten um die Erfüllung der seinerzeitigen Kriterien bemüht hatten.

Nach dem Tod Dr. Manniskes im Jahre 1835 geriet das Kurbad langsam in Verfall. Am Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 hatte dieser fortschreitende Verfall einen bedenklichen Zustand erreicht. Dr. Ernst Gräf (1833-1922), zu diesem Zeitpunkt Physikus der Stadt, bewog das dazu, am 31. März 1872 dem Fürstlich Schwarzburg–Rudolstädtischen Ministerium eine Denkschrift zu überreichen. Darin charakterisierte er die derzeitige Lage des Kur- und Badewesens und unterbreitete Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Das Ministerium in der Landeshauptstadt Rudolstadt schloss sich den Überlegungen von Dr. Gräf an und mahnte das Handeln der Badedirektion an. Allein die Badedirektion unterstand der Pfännerschaft. Die Pfänner waren bekanntermaßen die Eigentümer der Salzsiedestellen. Ihr vorrangiges Ziel war die Herstellung von Salz für den Verkauf. Doch beides hatte bereits stark nachgelassen und wurde 1867 wegen des Aufhebens des Salzmonopols durch den Norddeutschen Bund zusätzlich eingeschränkt. Dennoch konnte sich die Pfännerschaft nur schwer dazu durchringen, weniger dem Salz als der Erneuerung der Kur- und Badeanlagen ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Tatkräftige Unterstützung für die Umsetzung seiner Denkschrift erhielt Dr. Gräf durch den 1871 eingeführten neuen Direktor der Pfännerschaft, den Bergwerkseigner Wilhelm Hermann (verstorben 1907). Dieser rüttelte die Pfänner richtig wach und bewog sie, wesentlich größere Summen als bisher in die zum Teil maroden Anlagen zu investieren. Auf diese Weise wurden zwischen 1873 und 1876 im so genannten „Unteren Bad“ (Quellgrund) neue Badeeinrichtungen, z. B. eine Inhalationshalle, geschaffen. 1877 fiel die Entscheidung, das Gelände südlich der Frauenstraße Kurzwecken dienlich zu machen. Bereits ein Jahr später ist der Ursprung unseres heutigen Kurparks angelegt und ein neues Kurhaus mit Restaurant errichtet. In Frankenhausen beginnt die zweite Blüte des Kurwesens, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges anhielt. Ihre Väter waren Dr. Ernst Gräf und Wilhelm Hermann. Höhepunkt ihrer gemeinsamen Bemühungen war die Verwendung der Bezeichnung „Solbad“ im Namen der Stadt. Dieser lautete fortan „Solbad Frankenhausen am Kyffhäuser“ und wurde 1905 auch durch die Reichsbehörden in Berlin als solcher verbindlich verwendet. Dem ging allerdings keine Verleihung einer entsprechenden Urkunde voraus. Die allgemein anerkannte Verwendung des Namens beruhte allein auf der werbewirksamen Vermarktung durch die Badedirektion. Es sollten noch einmal viele Jahre ins Land gehen, bis unserer Stadt ganz offiziell ein Titel verliehen wurde.

Erst ab dem Jahre 1927 durfte Frankenhausen die amtliche Bezeichnung „Bad“ im Stadtnamen führen. Das Verfahren dazu war langwierig und benötigte fast zwei Jahre von der Antragstellung bis zur endgültigen Genehmigung. Erstaunlicher Weise war offensichtlich knapp 10 Jahre später Konkretes darüber beim Thüringischen Kreisamt Sondershausen nicht mehr greifbar, denn es stellte am 31. Juli 1936 an den Bürgermeister der Stadt die Frage: „Seit wann führt die Stadt Bad Frankenhausen die Bezeichnung „Bad“ und wodurch ist ihr die Bezeichnung „Bad“ verliehen worden?“

Dieser Frage soll im 80. Jubiläumsjahr der Ortsbezeichnung „Bad“ an Hand von Akten aus dem Stadtarchiv nachgegangen werden.

Der Wunsch, Frankenhausen als Sole-Badestadt bekannt zu machen, ging vordergründig vom Verkehrsverein Frankenhausen sowie der Badedirektion aus, fand aber die einmütige Unterstützung des Gemeinderates, wie im Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 1926 dokumentiert: „Der Verkehrsverein Frankenhausen hat beim Ministerium Weimar beantragt, den Bahnhof Frankenhausen Solbad Frankenhausen/Kyffh. zu benennen. ... Der Gemeinderat beschliesst einstimmig auf Antrag der Verwaltung Benennung der Stadt als „Solbad Frankenhausen/Kyffhäuser“, ministerielle Genehmigung vorausgesetzt.“

In Umsetzung dieses Beschlusses geht am 3. Juli 1926 folgender Antrag an dasThür. Ministerium für Inneres und Wirtschaft, Abt. Inneres, Weimar:

Betr. Ortsbezeichnung von Frankenhausen: Zur dortigen Verfügung vom 15. v. Mts. III D I.

Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 1. Juli 1926 in eingehender Weise zu dem Antrag des Verkehrsvereins Frankenhausen auf amtliche Bezeichnung des Bahnhofs Frankenhausen in „Solbad Frankenhausen/Kyffh.“ Stellung genommen.

Der Gemeinderat hält es im Interesse der Stadt und ihrer Hebung sowie Hebung des Wirtschaftslebens in Frankenhausen im Allgemeinen für sehr erwünscht und erforderlich, wenn die amtliche Bezeichnung von Frankenhausen künftig lautet:

„Solbad Frankenhausen/Kyffh.“ ... Ich bitte, diese Zustimmung erteilen zu wollen. Der Stadtgemeindevorsteher.“

Weder beim Ministerium noch bei den Behörden von Bahn und Post fand dieser Vorschlag Zustimmung, vielmehr wurde die Bezeichnung „Bad Frankenhausen a. Kyffh.“ vorgeschlagen. Die Reichsbahndirektion machte u. a. am 24. August 1926 geltend, dass die Bezeichnung „Solbad“ in Verbindung mit dem buchstabenreichen Ortsnamen mit der Zusatzbezeichnung „Kyffh.“ einfach zu lang sei. Außerdem „würde dieser Zusatz zahlreiche Anträge anderer Orte zur Folge haben, die ebenfalls die besondere Art ihres Bades in der Ortsbezeichnung hervorgehoben haben möchten.“ Ähnliche Bedenken äußerte am 6. September 1926 die Oberpostdirektion: II.B. 2476.-1 gegenüber dem Thüringischen Ministerium für Inneres, nachdem sie dargelegt hatte, dass sie „kein Bedürfnis habe, den Namen der Gemeinde ... in „Solbad Frankenhausen (Kyffh.) zu ändern“. Hinzu kam eine weitere Anzahl von Gegenargumenten: „1.) Bisher haben die Gemeinden in Badeorten bei Änderung ihres Ortsnamens diesem keinen den Charakter ihres Bades kennzeichnenden Zusatz, sondern nur die Bezeichnung „Bad“ vorgesetzt.

2.) Es wäre zu befürchten, daß auch zahlreiche andere Badeorte die Änderung ihres Ortsnamens nach dem Charakter ihres Bades beantragen würden.

3.) In den amtlichen Ortsverzeichnissen müßte der Ort zur Vermeidung von Rückfragen an drei Stellen und zwar unter Frankenhausen (Kyffh.), Bad Frankenhausen (Kyffh.) und Solbad Frankenhausen (Kyffh.) aufgenommen werden. Außerdem müßten die beiden erstgenannten Ortsangaben noch mit dem Zusatz „siehe Solbad Frankenhausen (Kyffh.)“ versehen werden.

4.) Die Bezeichnung „Solbad Frankenhausen (Kyffh.)“ ist zu lang und wirkt dadurch im täglichen Gebrauche sehr störend.

5.) Die hiesige Reichsbahndirektion hat auf Anfrage hierher mitgeteilt, daß sie die Bezeichnung „Solbad Frankenhausen (Kyffh.)“ nicht übernehmen könne. Die Übereinstimmung der post- und eisenbahnseitigen Ortsbezeichnungen ist aber mit Rücksicht auf den Betriebsdienst dringend erforderlich.

Falls ein öffentliches Bedürfnis anerkannt wird, der Gemeinde Frankenhausen (Kyffh.) noch eine weitere zusätzliche Bezeichnung beizulegen, wird ergebenst ersucht, als solche „Bad“ zu wählen. Bemerkt wird noch, daß sich den Gemeinden durch Beschaffung von Reklamebriefaufgabestempeln, die die Deutsche Reichspostreklame G.m.b.H. Bezirksdirektion Halle (Saale) 2, Thielenstraße 2a für die Orte des hiesigen Bezirkes liefert, Gelegenheit bietet, auf die besonderen Eigenschaften und Vorzüge ihrer Orte hinzuweisen, gez. Leissner“.

Als am 18. September 1926 seitens des Ministeriums III. D.I. Weimar die wiederholte Ablehnung der Bezeichnung Solbad beim Gemeinderat einging, versuchte man es mit einem Kompromiss, wie aus dem Protokoll der Vertraulichen Sitzung vom 14. Oktober 1926 hervorgeht, mit der Ortsbezeichnung „Frankenhausen Solbad a. Kyffh.“, der aber am 16. November 1926 vom Ministerium verworfen wurde.

Der Stadtvorstand befasste sich am 16. Dezember 1926 nochmals mit dieser Angelegenheit und bat erneut um die Ortsbezeichnung „Solbad Frankenhausen, Kyffh.“, da auch der vorgeschlagene Reklamebriefaufgabestempel wegen hoher Kosten keine Alternative sei.

Allerdings war eine Umbenennung des Ortes auch bei der Reichsbahn nicht kostenlos zu haben, wie deren Direktion Erfurt am 2. Februar 1927 mitteilte: „Die Umbenennung einer Station erfordert neben der Erneuerung der Stationsanschriften auch die Änderung der Dienstsiegel, Tages- und Frachtstempel, Plombierzangen und anderer Geräte des betr. Bahnhofes und der zu ihm gehörigen Dienststellen. Ausserdem müssen die betreffenden Clichees in der Fahrkartendruckerei und auch in den Druckmaschinen der einzelnen Fahrkartenausgaben ergänzt werden.

Dazu kommen noch die Kosten für die Änderung der Tarife und der dazu gehörigen Drucksachen, sowie für die amtliche Bekanntgabe der Umbenennung in den vorgeschriebenen Pflichtblättern.

Die Gemeinde Frankenhausen würde sich bei der gewünschten Änderung der Stationsbezeichnung zu einem Kostenbeitrage von 400 Rm. verpflichten müssen.“

Nach vorstehend dargelegtem Verhandlungsmarathon rang sich der Stadtrat schließlich in einer Öffentlichen Sitzung am 18. Februar 1927 zu folgendem Beschluss durch:

„Nach Vortrag durch Bürgermeister Ibing beschliesst der Stadtrat

Die Ortsbezeichnung soll sein:

„Bad Frankenhausen, Kyffh.“

Der Stadtrat verwilligt die von der Reichsbahndirektion angeforderten etwa 400,- RM, wobei die Badedirektion ersucht werden soll, die Hälfte der angeforderten Kosten zu tragen.“

Mit Schreiben vom 5. April 1927 bestätigt das Thüringische Ministerium für Inneres und Wirtschaft, Abt. Inneres, Weimar dem Stadtvorstand in Frankenhausen/Kyffh.: „Auf das Schreiben vom 21.II.27. Auf den dortigen Antrag genehmigen wir, daß die bisherige Ortsbezeichnung: Frankenhausen (Kyffh.) in B a d  F r a n k e n h a u s e n  (Kyffh.) geändert wird. Wir haben das Erforderliche veranlaßt. J. V.“

 

  Untres Bad um 1890                                                                                          Oberes Bad um 1900

Dieser Beschluß wurde am 16. April 1927 in Umlauf gebracht, u. a. an sämtliche Abteilungen der Stadtverwaltung, angeschrieben wurde aber auch die Badedirektion zwecks anteiliger Kostenübernahme der Umbenennung. Mitteilung erging des Weiteren an: „Landrat des Landkreises Sondershausen; Deutscher Reichsanzeiger, Preuss. Staatsanzeiger, Frankenhäuser Zeitung, Volksbote, Rotes Echo, Postamt, Finanzamt, Zollamt, Rentamt, Amtsgericht.“

Ingrid Mansel und Dr. Ulrich Hahnemann                                                                 März 2007

Quellennachweis

/1/   Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Bestand Ministerium Rudolstadt, Abteilung  

       Inneres, Nr. 2390: das Bad zu Frankenhausen betreffend 1872-1905.

/2/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen: Bestand Pfännerschaft Nr. 6/II-65: Vorschlag zur 

       Hebung des Kurortmilieus von Dr. Gräf 1875.

/3/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen:G/III-665, Bl. 1-05

/4/   StA Bad Frankenhausen: Stadtratsprotokolle, Vertrauliche Sitzung, 1 /IIA-198

/5/   StA Bad Frankenhausen: Stadtratsprotokolle Öffentliche Sitzungen, 1/IIQ-196

/6/   StA Bad Frankenhausen: Akten G/III-665 und 1/IIA-267

 

 

Unteres Bad

Einer der bekanntesten Erdfälle und auch der älteste am Südrand des Kyffhäusergebirges, ist das untere Bad oder einfach der Quellgrund. Bereits im frühen Mittelalter ist das Ereignis einzuordnen.

Vom ursprünglichen Niveau der Oberkirchgasse bzw. der oberen Liegewiese des ehemaligen Freibades ausgehend, rutschte das vorhandene Gestein um 10 – 15 m in die Tiefe. Zur gleichen Zeit ereignete sich die talförmige Absenkung des Gelgengrabens vom Quellgrund ausgehend in Richtung Süden und auslaufend auf das umgebende Niveau der Erfurter Straße. Mit Oberflächenwässern war aus diesem Gebiet nicht zu rechnen, da diese in der Verwerfungszone versickerten. Bei dem Quellgebiet der späteren Elisabeth-Quelle handelt es sich um austretendes Schichtwasser mit einem hohen Gehalt an gelösten Mineralien und so auch Kochsalz. Der mit Kochsalz angereicherte Wasserstand war einst erst in etwa 30 m Tiefe zu erwarten. Im Verlauf der Jahrhunderte ist dieser durch den Zufluss von Oberflächenwasser ständig weiter gestiegen. Parallel zu diesem Prozess verlief auch die Auslaugung der tiefer liegenden Salzschichten und nicht zu vergessen die Auslaugung des umgebenden Anhydrits,  auch als Verkarstung bezeichnet. Die Wassertransportwege von einstigen Klüften entwickelten sich in den Jahrhunderten zu Spalten und Gängen. Auf dem unregelmäßigen Verlauf des Wassers durch den Karst, erfährt dieses keine Reinigung wie es in Kies- und Sandschichten der Fall ist. Bestenfalls setzen sich mitgeführte Schwebstoffe ab, die jedoch bei hohem Wasseraufkommen auch wieder mitgerissen werden können.    

Das Vorhandensein von salzhaltigen Quellen war unter günstigen Voraussetzungen durchaus auch bereits vor dem Erdrutsch im Bereich der bestehenden geologischen Bruchzone oder Verwerfungszone denkbar.

Seit dem 11. bis 12. Jahrhundert wurde an der Erschließung des Quellgrundes gearbeitet. Angeregt durch die salzhaltigen Wässer wurden mit den bekannten bergbaulichen Erfahrungen dieser Zeit, Schächte von etwa 1,2 x 1,2 m2 in bergmännischer Handarbeit in dem zerklüfteten Anhydrit abgeteuft. Der Ausbau und die Verwahrung der Schächte mit Wandruten und Spreizen aus Holz war in Anbetracht des Gesteins unumgänglich. /1/  Die einzelnen Schächte, insgesamt existierten 8 Stück, wurden 10 bis 13 m - der Hauptschacht sogar 16,23 m - tief in das brüchige Gestein getrieben. In Höhe der Schachtsohlen wurden nahezu alle Schächte durch Stollen miteinander verbunden. Kleine, in die Schächte eintretende Quellen, sorgten für den ständigen Zufluß des salzhaltigen Wassers. Die Abhängigkeit von den Niederschlägen war zwar erkennbar, aber unwesentlich für die Entnahme der benötigten Sole.

 

   Abb. 1    

Sicherheitsverbau von Schächten um 1500 nach  G. Agricola /2/                          

Der wohl bekannteste unter den Schächten ist der Schützschacht (vor Wildwasser geschützter Schacht) oder auch kurz Schüttschacht. Dieser ist bis heute erhalten geblieben und wird deshalb zur Orientierung für die Betrachtungen dienen. Nach einer Bestandsaufnahme von J. Andreas Landgraff aus dem Jahre 1748  /3 / waren im Solbrunnen, wie der Quellgrund einstmals bezeichnet wurde, neben dem Schützschacht, der Vierseiler, Fünfseiler, Tagesschacht, Hauptschacht, zwei Hofschächte und der Hornschacht angelegt. Da Vier- und Fünfseiler etwa 1,9 m voneinander entfernt liegen, werden sie in diesem Beitrag zu einem Schacht zusammengefasst. Ähnlich soll auch der Hauptschacht (auch als Solschacht oder guter Schacht bezeichnet) in Verbindung mit dem 1,1 m entfernten Tagesschacht behandelt werden. Einer der Hofschächte besaß eine ordnungsgemäße Abdeckung, während der andere zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme nicht eingefasst war. Seine Lage muss man zwischen dem abgedeckten Hofschacht und dem Hauptschacht einordnen. Laut Messprotokollen aus dem Jahre 1780 wurde der sogenannte Treppenschacht, um den es sich hier handelt, mit in die Messungen einbezogen. /4/ Er hatte keinen Verbindungsstollen zu den anderen Schächten. Der Hornschacht wurde einst, ausgehend von einem Erkundungsstollen in südöstlicher Richtung in das Gestein getrieben. Am Ende des Stollens wurde der 20,15 m tiefe Hornschacht abgeteuft. Auch dieser Schacht hat keine Verbindung zu dem angelegten und verbundenen System. Der Stolleneingang war durch eine Tür verschlossen und durfte nur im Auftrag des Bornherren begangen werden.

  Abb. 2    

Skizze über die Lage der Schächte und Quellen im Solgrund oder Quellgrund um 1200. Zur

Orientierung wurden Gelgengraben, hohes Haus und Solebecken mit eingezeichnet, die jedoch

erst um 1400 entstanden sind. Die unterbrochenen Linien um den Schächten,, sollen die Überbauung

versinnbildlichen.

 

1   geschützter Schacht              2   Vier- und Fünfseiler              3   Hofschacht

4   Elisabeth-Quelle                     5   Haupt- und Tagesschacht     6   Stolleneingang zum Hornschacht

7   hohes Haus                             8   Solebecken                            

Obwohl in diesem Beitrag lediglich der Quellgrund im Mittelpunkt stehen soll, möchte ich dennoch den Kontrollschacht nordöstlich der Oberkirche erwähnen, dessen Lage mit dem Ausscheiden eines Bornmeisters in Vergessenheit geriet. /1/    

Der gesamte Quellgrund sowie benachbarte Grundstücke waren Eigentum der Pfännerschaft, eine Gemeinschaft begüterter, angesehener Bürger unsere Stadt. Für den Solbrunnen vereidigten die Pfänner einen Bornherren, dem wiederum ein Bornmeister mit zwei Bornknechten zur Seite standen. Die Pfännerschaft verfügte über die Sole, die Salzherstellung und den Salzhandel. Salz war im Mittelalter ein begehrtes und gefragtes Gewürz.

Die Soleerkundung und Förderung diente bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts allein dem Zweck der Salzherstellung, auf die in diesem Aufsatz nicht näher eingegangen werden soll.  Somit musste man eine hochprozentige Sole als Ausgangsprodukt einsetzen, um wirtschaftlich das Wasser zu verdunsten und Salz zu gewinnen. Die Elisabeth-Quelle mit 0,25 Lot (0,4 %) war nahezu uninteressant für die Salzherstellung.

Da in dem mir zugänglichen Schrifttum keine Definition der Lötigkeit von Sole enthalten war, gehe ich für Vergleichszwecke von einer gesättigten Salzlösung bei Zimmertemperatur aus. In einem Liter Wasser können bei etwa 20 °C 260 g Kochsalz gelöst werden, was 16 Lot entspricht.

So wurde in früher Vorzeit die Sole aus den angelegten Schächten des Vier- und Fünfseilers oder auch des Schützschachtes, der mit drei Seilen ausgestattet war, gefördert. Der Schützschacht wurde auch als Bratenwender bezeichnet, da die Sole mit zunehmender Fördermenge bis zu 18 % (11 Lot) Kochsalz enthielt. Wie die Namen bereits zum Ausdruck bringen, führten drei bis fünf Seile mit einem am Ende befindlichen Holzeimer in die Tiefe des Schachtes. Das Seil wurde noch über eine Umlenkrolle oberhalb der Schachtöffnung geführt. Im Schacht selbst hatte sich über die Jahre soviel Quellwasser angestaut, dass immer ein Wasserstand zu verzeichnen war. Ständige Schwankungen zwischen 2 und 10 Lot (0,3 und 16 %) sowie des Solepegels von 2 bis 6 m unterhalb des Erdniveaus im Quellgrund waren innerhalb weniger Tage normal. /3/ Die allgemein geförderte 15 %ige Sole (9 Lot) wurde in Eimern in die Sölden oder Siedehäuser transportiert. Grundsätzlich wurden alle fördernden Schächte schon in früher Vorzeit mit einem einfachen Holzhaus überbaut. Vordergründig ging es dabei um die Geheimhaltung der Förderung. Fremde hatten weder Zugang zum Quellgrund noch durften Informationen oder Proben weitergegeben werden. Hohe Geldstrafen oder Verlust des Arbeitsplatzes waren die Folge.

Eine grundsätzliche technische Änderung erfuhr die Soleförderung um 1400 durch den Bau des Mönchsgraben. Dank der großartigen Leistung der Benediktiner Mönche beim Bau der kleinen Wipper, gelangte erstmals Wasser als Energiespender in unsere Stadt. Der künstlich angelegte Graben durfte auf nahezu 12 km Länge mit nur 30 m Gefälle angelegt werden, was 2,5 mm/m entspricht. Die Voraussetzungen zur Nutzung der Wasserkraft und zur Technisierung von schweren Arbeitsprozessen war gegeben. Durch den Antrieb von Wasserrädern wurden Schöpf- oder Paternosterwerke bewegt. Erst mit endlosen Seilen und später mit Ketten, an denen in Abständen Ledertaschen befestigt waren, konnte Sole senkrecht transportiert bzw. aus den Schächten gehoben werden. Später liefen die Ketten in Holzrohren, um eine Führung der mit Ledertaschen bestückten Ketten zu sichern. Das Abreißen der Taschen oder das Zerreißen der Ketten war keine Seltenheit, die in den Schacht fielen und bei Gelegenheit wieder zu Havarien führten. Die Rohre mussten gezogen und das Paternosterwerk instand gesetzt werden. Diese Begebenheiten sind Berichten und Aufzeichnungen um 1780 entnommen.

Insgesamt waren sechs Wasserräder im Quellgrund im Einsatz. Eines davon, das hohe Rad mit einem Durchmesser von 32 Schuh = 9,92 m, befand sich im hohen Haus und war für die Anhebung der Sole aus dem Quellgrund zu den höher gelegenen Sölden in der Nappe eingesetzt. In unmittelbarer Nachbarschaft des hohen Rades befand sich ein Bassin mit Sole, das vornehmlich vom Hauptschacht aus gefüllt wurde. Die mit dem hohen Rad angehobene Sole gelangte über Holzgerinne und später auch durch Holzrohrleitungen in die Sölden, die sich im Gebiet zwischen Anger und Poststraße sowie Erfurter Straße und Quellgrund befanden. Das hohe Haus hatte noch die Besonderheit, dass sich in der Radstube, über dem Wasserrad gelegen, die Pfänner zu ihren Versammlungen und zur Abhaltung des sogenannten Salzgerichtes trafen. Vergehen oder zugelassene Unregelmäßigkeiten wurden vom Salzgericht, das waren Angehörige der Pfännerschaft, durch Geldstrafen geahndet./5/  

Die Wasserräder, Gerinne, allgemein Kraftübertragungstechnik oder zusammenfassend als Wasserkunst bezeichnet, wurde von dem Bornmeister mit ihm zur Seite stehenden Knechten gewartet. Die Aufteilung des zur Verfügung stehenden Wipperwassers sowie die Belastung der einzelnen Wasserräder war abzuwägen und einzustellen. In den Folgejahren taucht mehr der Begriff des Kunstwärters auf, der die Wasserkunst wartete. Es ist verständlich, wenn hierfür gute Zimmerleute  oder Müller ausgesucht wurden.

Obwohl die technische Entwicklung unaufhaltsam und schnell voran schreitete, die Paternosterförderung durch Kolbenpumpen abgelöst wurde, blieb die Pfännerschaft bei der alten Technik. Trotz der überholten Ausrüstungen erlebte die Salzproduktion 1728 – 38 ihren Höhepunkt. In 171 Sölden wurde Salz gesiedet. Der hohe Brennstoffbedarf und die aufkommende Konkurrenz zwang die Pfännerschaft zu neuen Lösungen. Die Anreicherung der Sole hat eine höhere Salzausbeute bei geringeren Brennstoffkosten zur Folge. Schlussfolgernd daraus wurde 1793 östlich des Quellgrundes ein Gradierwerk von 50 m Länge und 13 m Höhe errichtet. Im Jahre 1795 – 96 folgte südlich des Quellgrundes  ein 143 m langes und 25 m hohes Gradierwerk. Durch die erzielten Erfolge bei der Salzanreicherung folgte 1809 – 10 ein drittes Gradierwerk von 89 m Länge und 23 m Höhe am Hang in nordöstlicher Richtung. /6/ /7/ Eine nähere Erläuterung der Gegebenheiten im Quellgrund vor dem Ausgang des 18. Jahrhunderts erübrigt sich durch die vorliegende Veröffentlichung von Wirth. Zum Betrieb der Gradierwerke gehörte auch die Förderung der Sole, das Aussetzen mit Reisig sowie die Werterhaltung der Holzkonstruktion. Die Modernisierung der Salzherstellung belief sich nur auf die Solebereitstellung, ohne dass die Sölden irgend eine Veränderung erfuhren. 

 

Ein glücklicher Umstand waren die Arbeiten und  Untersuchungen sowie die Nutzbarmachung der Sole für die Gesundheit des Menschen durch den Frankenhäuser Arzt Dr. August Wilhelm Gottlieb Manniske (1769 – 1835). Die Vorteile von Seebädern waren bekannt und nachgewiesen. Die Bedingungen zur Heilung wurden durch Wannenbäder und später Inhalation erfolgreich nachgeahmt. Seit 1808 wurden Wannenbäder im hohem Haus ermöglicht. Bis schließlich 1818 – 19 das erste Badehaus mit 7 Badzellen und 16 Wannen von Zimmermeister Ferdinand Höhne im Quellgrund errichtet wurde. Im Mitteltrakt des formschönen Gebäudes befand sich ein Aufenthaltsraum und das Kesselhaus. In jener Zeit ist offensichtlich auch der hinter dem geschwungenem Badehaus befindliche Trinkraum und die Sandsteineinfassung der Elisabeth-Quelle entstanden.

     

Abb. 3                                                                            Abb. 4                                                                                              

Quellgrund um 1900 mit dem ersten Badehaus rechts und dem Inhalationsgebäude mit Musikzimmer im Obergeschoß links. /8/

Hinter dem Mittelbau des Kurhauses befand sich die angebaute Trinkhalle und etwas vorgelagert die Sandsteineinfassung der Elisabeth-Quelle. /9/  

Abb. 5

Entwurf des ersten Badehauses im Quellgrund zu Frankenhausen /15/

  Abb. 6

Bauten im Quellgrund bis 1910 und dem neuen Zugang von Süden mit Wegen und Treppen sowie

errichtete Stützmauern. Die beige gekennzeichneten Grundrisse von Gebäuden existierten  bereits

1910 nicht mehr, mit Ausnahme des Bohrturms selbst.

1   Geschützter Schacht, Schützschacht oder Schüttschacht   

2   Bohrturm mit einem benachbartem Flachbau in Richtung Nordwesten, der den Balancier für die

     Pumpe umhüllte. Das abgeteufte Bohrloch ist mit einem Kreuz markiert.

3   Raum für die Kolbenpumpen zur Versorgung des oberen Bades mit Sole im Jahre 1877 und

     früherer Überbau des Vier- und Fünfseilers.

4   Wachhaus von 1858 – 73 mit darunter liegendem Hofschacht.

5   Das 1818 – 19 errichtete Badehaus mit einem Arkaden- oder Laubengang zur Hofmitte.

6   Inhalationsgebäude mit Musikzimmer im Obergeschoß des Mittelteiles.

7   Neues Inhalationsgebäude auf dem Terrain des früheren Wellenbades und des mit unterbrochener

     Linienführung eingezeichnete hohen Hauses mit dem benachbartem Solebassin, die vollkommen

     abgebrochen wurden. 

Ungeachtet des sich entwickelnden Kurbetriebes wurden noch die Bestrebungen der Pfännerschaft zur Bereitstellung einer hochprozentigen Sole für die Salzgewinnung weiter verfolgt. Während in Artern bereits 1724 erfolgreiche Bohrungen durchgeführt wurden, begann man in Frankenhausen 1854 mit der Niederbringung einer Bohrung mit einem Durchmesser von 9 Zoll. Im Sommer 1857 war in 341,83 m der Salzspiegel erreicht. In Zusammenarbeit mit dem Bergamt in Clausthal Zellerfeld (L. Wetzel) und der Compagnie des Sondages in Paris (Grubendirektor Kind) gelang der Ausbau des Bohrloches mit Holzröhren und die Einbringung einer Kolbenpumpe von 4 m Länge sowie einem Steig- oder Druckrohr von 80 m Länge. Über ein schmiedeeisernes Gestänge wurde die in der Tiefe befindliche Pumpe betätigt./10/ Die Arbeiten erfolgten selbstverständlich in mit Holzmaterial errichteten Gebäuden. So auch der Bau nordwestlich des Bohrturmes, in dem der Balancier untergebracht war. Von Uneingeweihten oder sogar Fremden konnte die Entwicklung nur durch den Bau des 10 m hohen Bohrturmes wahrgenommen werden. Die Pfännerschaft verfügte nun über eine 24,8 %ige Sole.

Um eine Sicherheit in die Förderung der hochprozentigen Sole zu bekommen, wurde 1866 – 67 ein weiteres Bohrloch bis auf 385 m abgeteuft. Der Standort des Bohrturms war westlich des Gradierwerkes. Nach heutigen Bebauungsstand am westlichen Rand des Kurparkgrundstückes und nördlich der Nappe. Laut Zeichnung hatte der Bohrturm eine Grundfläche von 14 x 8,7 m2  und eine Höhe von 18,6 m sowie eine nördlich angebaute Schmiede. Es ist demnach nicht verwunderlich, wenn zur Jahrhundertwende der Blitz eingeschlagen hat und den Bohrturm um einige Meter verkürzt hat. Da dieser nur als Reserve diente, erfolgte lediglich die Abdichtung des verkürzten Turmes. Nach Skizzen zur Baugenehmigung müsste 1865 der Gelgenablauf aus dem Quellgrund bereits bis an den Bohrturm durch einen Holzüberbau als Stollen überdeckt worden sein.

Für weitere Erläuterungen begeben wir uns wieder in den Quellgrund, der auch in den Folgejahren ständig Veränderungen erfuhr. Zur Überwachung der Pumpentechnik wurde 1858 ein Wachhaus westlich des Bohrturmes angebaut, jedoch 1873 wieder abgerissen. Infolge des neuen Pumpwerkes waren die Paternosteraufzüge hinfällig. In dem Gebäude nordwestlich des Bohrturmes, wo sich auch Vier- und Fünfseiler befanden, wurden 1877 Kolbenpumpen installiert./11/ Diese waren mit Saugleitungen vom Schüttschacht sowie der Elisabeth-Quelle verbunden und versorgten über eine Druckleitung das obere Bad. Hier war 1878 nach einem Teilabriss des Gradierwerkes das neue Badehaus mit 17 Kabinen und 19 Wannen entstanden.

Im Quellgrund wurde entlang des Gelgengrabens, nordwestlich des hohen Hauses, ein Wellenbad eingerichtet. Mit Dach und Holzverkleidung sowie einer Schräge, konnte man langsam das kühle Nass der kleinen Wipper zum Wassertreten erreichen. Die Wasserbewegung war durch das natürliche Gefälle und das noch gängige Wasserrad gegeben. Während in früheren Jahren schon der südliche Teil des Inhalationsgebäudes entstanden war, kam 1873 – 76 noch eine Erweiterung mit einem Teilobergeschoß hinzu, welches als Musikhalle diente. Durch den Bau des Kinderbades im Jahre 1884 trat der Kurbetrieb immer stärker in den Vordergrund. Im Quellgrund war vor der Jahrhundertwende nicht mehr die Technik dominierend, sondern es war ein gepflegter Ort für Patienten und Erholungssuchende entstanden. In nördlicher Richtung hinter dem Bohrturm entstand ein Springbrunnen, vorhandene Gräben wurden verrohrt und der Zugang zum Quellgrund auch von Süden über Wege und Treppen ermöglicht.

    Abb. 7    

Quellgrund aus der Sicht des Zeichenlehrers W. Frahm /12/     

           

Die zwischenzeitlich eingebaute Francis-Turbine hinter der Schneide- und Schrotmühle wurde von einem Abzweig der kleinen Wipper von der Wassergasse kommend über einen schmalen Graben separat versorgt. Eine Druckleitung existierte vom Quellgrund zur Turbine. In den Jahren um die Jahrhundertwende diente die Francis-Turbine zur Herstellung von Elektroenergie für die Pfännerschaft.

Wenn in den vorliegenden Skizzen zum überaus wichtigen Energiespender der kleinen Wipper keine Eintragungen erfolgten, so ist es deshalb geschehen, weil die überwiegend oberschlächtigen Wasserräder im Quellgrund über aufgeständerte Holzgerinne versorgt wurden. So wurde auch das ehemalige Wasserrad an der Nordwestseite des Bohrturmes, wie eben erläutert, angetrieben.

Im Jahre 1902 wurde das ca. 6 m große Wasserrad neben der Schüttschachtquelle und der Überbau erneuert. Jenes Wasserrad diente offensichtlich dem Antrieb der Kolbenpumpen im benachbarten Gebäude. Um die Jahrhundertwende war auch das hohe Haus mit Wasserrad und Solebecken überholt und baufällig, sodass an dessen Stelle ein massives Gebäude für die Erweiterung der Inhalation vorgesehen und 1910 von der Firma C. Reichenbach verwirklicht wurde. In den Folgejahren verschwanden auch die letzten Wasserräder im Quellgrund und ein idyllisches  Plätzchen der Ruhe entstand hier.

Die kommenden Jahre und Jahrzehnte waren auch die erfolgreichsten Jahre in der Entwicklung des Kurbetriebes . Mit dem Kurhausbau im oberen Bad stieg die Besucherzahl im Jahre 1880 auf 820 Gäste und erreichte bereits 3891 im Jahre 1927. In den Jahren nach 1970 weilten 5000 Kurgäste und 2000 Kinder pro Jahr in unserer Stadt. Die Voraussetzungen dazu wurden durch die Einrichtung des Kinderheimes an der Wipper 1876, Kinderbadehaus im oberen Bad 1884, Dampfbad und zentrales Kesselhaus um die Jahrhundertwende, Anlegen von Parkflächen und Wanderwegen, Ersatzbau des Badehauses im oberen Bad 1920, das Kinderheim am Weinberg 1927, den Bau des Solefreibades 1938, den Ersatzbau des Badehauses im oberen Bad 1955 und den Erweiterungsneubau des Kinderheimes an der Wipper 1962 geschaffen.   

Dennoch haben die Weltkriege ihren Teil dazu beigetragen, dass im Quellgrund keine neuen Gebäude entstanden sind. Mit dem Kriegsende kam auch das Ende der Pfännerschaft und wenige Jahre später der Abriss der letzten Saline „Zur Hoffnung“ mit ihrem 21 m hohem Schornstein und somit das Ende der Salzproduktion. Im Quellgrund wurden die Inhalationsräume nach dem Krieg weiter genutzt und entsprechend den Möglichkeiten bis etwa 1960 erhalten.

   Abb. 8     

Inhalationsgebäude im unteren Bad 1960. Im Erdgeschoß wurde eine

Verglasung vorgesetzt, die auch den früheren Zugang mit Treppe

umschlossen hat. Das einstige Musikzimmer mit Balkon ist noch zu

erkennen. /13/ 

Danach blieb lediglich noch die Soleförderung und somit das Pumpenhaus in Betrieb. Bauliche Ansätze zu einem neuen Pumpenhaus waren vorhanden, konnten jedoch nicht weitergeführt werden. Im Jahre 1977 wurde erneut eine Bohrung im Quellgrund bis auf 54,5 m abgeteuft und mit einem 315 mm Kunststoffrohr gesichert. Die erfolgreiche Bohrung wurde als „Kyffhäuser-Quelle“ getauft.

Im Jahre 1979 entstand ein Projekt zur Nutzung des Quellgrundes für eine Freiluftinhalation. Vorversuche hatten ergeben, dass die Windverhältnisse im Quellgrund die Möglichkeit dazu bieten. Ein überdachter Rundweg, auf dessen Verlauf in regelmäßigen Abständen Solezerstäuber installiert werden, sollte die Grundlage des Projektes sein. An der Elisabeth-Quelle waren Sitzgruppen vorgesehen, die zum Verweilen einladen sollten. Das Pumpenhaus sollte neu entstehen und noch einen Ruheraum und Aufsichtsraum aufnehmen. Der Wandelgang blieb seitlich offen und ganz aus Holz. Der Dachbereich sollte mit Schindeln abgedeckt werden. Eine gute Idee zur Nutzung des Gebietes, die jedoch nicht zur Ausführung kam.

   Abb. 9

Prinzipskizze des Projektes Freiluftinhalation im unteren Bad aus dem Jahre 1977. Der gelb

dargestellte Rundgang mit den kreisförmigen Solezerstäubern sollte überdacht und seitlich offen

bleiben. Dar Innenbereich war zur Begrünung mit Büschen und Bäumen vorgesehen.

1   Schüttschacht

2   Elisabeth-Quelle mit benachbarten Sitzgruppen

3   Pumpenhaus mit Ruheraum und Aufsichtsraum

4   Solezerstäuber

So musste der Quellgrund, reich an Geschichte für die Entwicklung unserer Stadt, ausharren bis in die Jahre 1998 – 2000. In dieser Zeit wurde in Anlehnung an die Form des alten Badehauses ein bogenförmiger Bau nach Unterlagen des Planungsbüros planbau errichtet, der einen Trinkraum, Aufenthaltsraum, Küche und Pumpstation aufnimmt. Durch moderne mehrstufige Kreiselpumpen ist der technische Teil auf kleinsten Raum konzentriert. Die historische Schüttschachtquelle mit einem Alter von etwa 1000 Jahren wurde versiegelt und die noch erforderlichen Rohrleitungen erneuert und erdverlegt.

   Abb. 10

Skizze zur  Widergabe des Quellgrundes zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Östlich des

Schüttschachtes befand sich einstmals die Bohrung zur Förderung der 24,8 %igen Sole, hier mit

einem Kreuz gekennzeichnet.

     1 Schüttschachtquelle    

     2 Elisabethquelle

     3 Kyffhäuser-Quelle

Die ehemalige und z.Z. ungenutzte Soleleitung des Kinderheimes am Weinberg wurde für die Versorgung des Hotels „Residenz“ genutzt. An der Leitung zur Reha-Klinik am Kyffhäuser wurde auch das „Kurmittelhaus Barbarossagarten“ mit angeschlossen . Zur Kyffhäuser-Therme mit Kurmittelhaus führen zwei weitere Leitungen. Eine neuere Kunststoffleitung bringt noch Sole der Elisabeth-Quelle zum Durchfluss durch die Kräme.

   Abb. 11

Blick in den Quellgrund (2003)  

Heute liefert die Kyffhäuser-Quelle die benötigte Menge an Sole für die hier genannten Abnehmer. Bei Messungen im Jahre 1992 wurden 8,3 % NaCl (Kochsalz), während die Elisabeth-Quelle zur gleichen Zeit einen Salzgehalt von 3,6 % enthielt.

Interessant ist, dass die Schüttschachtquelle heute einen Überlauf von ungefähr 2 – 6 m3/Stunde zutage fördert und die Elisabeth-Quelle etwa  10 - 150 m3/Stunde sowie die Schüttschachtquelle etwa 6 m3/Stunde.

Wenn auch nicht die Existenz, so ist zumindest die Blütezeit des Ortes Bad Frankenhausen im 17. bis 20. Jahrhundert auf die Sole zurückzuführen. Die Salzherstellung und später der Kurbetrieb verhalfen dem Ort zur Bekanntheit und zu Ansehen.    

Der Quellgrund ist heute wieder ein ruhiger Platz für erholungssuchende Gäste und Frankenhäuser geworden. Möge der Schatz der Erde – die Sole – immer wieder die Menschen anziehen und ihnen Genesung und Heilung zuteil werden. Möge der Kurbetrieb und der Fremdenverkehr unserer kleinen Kurstadt zu einer neuen Blüte verhelfen.

Herzlichen Dank gebührt Herrn Dieter Blumentritt für die Unterstützung sowie die Übermittlung von Informationen für die Zusammenstellung dieses Beitrages.

 

Eckhard Pförtner                                                                                 Februar 2008

 

Quellennachweis

/1/   Mitteilungen aus der Geschichte des Salzwerkes, Oberamtsrichter Freiherr von  

       Ketelhodt, Druckerei Emil Krebs, Bad Frankenhausen

/2/  Bergwerksbuch von Georg Agricola, 1580

/3/   Nachrichten über den Zustand der Quellen und Stollen des Salzwerkes zu 

       Frankenhausen 1748, Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, E IV 1a Nr. 7, Bestand   

       Bergwerksachen K1 – 040

/4/   Prüfung der Solschächte 1707 – 1857, Stadtarchiv Bad Frankenhausen, 6/I – 770, 1 – 5

/5/   Administrationsakte 1788 – 89, Stadtarchiv Bad Frankenhausen, 6/I – 885

/6/   Das Frankenhäuser Salzwerk, Hermann Wirth, Wissenschaftliche Zeitschrift der 

       Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, 1972, Heft 1

/7/   2000 Jahre Salzproduktion am Kyffhäuser, Historische Beiträge zur 

       Kyffhäuserlandschaft, Kreisheimatmuseum, Heft 10, Hans-Henning Walter, 1986

/8/   Bad Frankenhausen in Bildern aus alten Zeiten, Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 1995

/9/   C. Werneburg, Frankenhausen, Nr 166

/10/ Pfännerschaft Frankenhausen, Bohrungen der Solequellen 1857, Stadtarchiv Bad

       Frankenhausen, 6/I – 1279

/11/ Situationsplan der Rohrleitungen der Wasserdruckmaschinen 1877, Stadtarchiv Bad

       Frankenhausen, 6/I – 107

/12/ Bad Frankenhausen und Umgebung, Erich Sauerbier und Dr. Kurt Zierfuß, Verlag

       Rudolf Blau, Bad Frankenhausen

/13/ Postkarten, Foto Bark, Bad Frankenhausen

/14/ Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen, 1/ VIII – 9, 12, 16, 19, 24, 27 und 58

/15/ Frankenhausens Heilquelle, W. A. G. Manniske, Weimar 1820