1501 - 1600
   
 
 
                                                                                                

 
 
DIE JAHRE 1501 - 1600

 

Mit dem Anschlagen der 95 Thesen des Martin Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg im Jahre 1517 wurde eine neue Ära zur Beendigung der feudalen Verhältnisse eingeleitet. Was Luther theoretisch erkannte, versuchte der junge Thomas Müntzer durch seine Tätigkeit als Prediger dem Volke nahe zubringen. So war er in dem Gebiet zwischen Nürnberg und Braunschweig sowie Frankfurt und Mühlhausen tätig. Unter der Losung

                                                    „ Die Gewalt soll gegeben werden dem gemeinen Volk“

führte Müntzer die aufständischen Haufen im Thüringischen an. Als Symbol trugen sie eine Fahne mit dem Regenbogen. Nach anfäng-lichen Erfolgen, wie z.B. in Mühlhausen, kam es zu einer Konzentration  in Frankenhausen. Handwerker, Bauern, Salzknechte usw. schlossen sich der Bewegung an. Bereits am 14.05.1525 kam es zur ersten erfolgreichen Auseinandersetzung mit den Söldnern von Phillip von Hessen. Die Kampfhandlungen beschränkten sich auf Stadtnähe, wodurch die geschlossene Stadtmauer von Vorteil war. Noch am gleichen Tag wurde die Wagenburg auf dem Weißen Berg errichtet. Gegen Mittag des 15.05.1525 wurde von Müntzer ein Brief verlesen und eine Andacht abgehalten. Schließlich  zeigte sich am Himmel ein Regenbogen, welcher als göttliches Zeichen  zum Beginn der Schlacht gewertet wurde.

Einzelne Haufen wurden bereits am Frauentor und Angertor sowie im Wüsten Kalktal niedergeschlagen. Danach erfolgte ein unbeschreibliches Menschengemetzel. Im Ergebnis der Schlacht wurden 5500 Menschen erstochen und erschlagen. Von den 600 Gefangenen wurden am 16.05.1525 vor dem Rathaus 300 Müntzer-Anhänger enthauptet bzw. hingerichtet.

Thomas Müntzer wurde schließlich am 23.05.1525 im Gebäude des Angertores gefangen genommen, nach Mühlhausen überführt und am 27.05.1525 hingerichtet.

Währen der Kämpfe blieb die Stadt Frankenhausen nicht unversehrt. Die Stadtmauer, das Zisterzienserinnen-Kloster, das Schloss u.a. Gebäude wurden geplündert und teilweise auch zerstört.

Seit der Schlacht am weißen Berg spricht man vom Schlachtberg, der Blutrinne und vom Fürstenberg. Diese Bezeichnungen sind in die erste Kartierung der Grafschaft Mansfeld von Tillmann Stella aus dem Jahre 1550/60 mit eingegangen.

Noch bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts soll die Äbtissin Helena Güntherin im Kloster gelebt haben. Ihr Lebenswandel soll in Anbetracht ihrer Funktion nicht beispielhaft gewesen sein.  Mit ihrem plötzlichen Verschwinden und dem Erdfall in der Kattenburg entstand im Volksmund ein unmittelbarer Zusammenhang. Durch einen Blitz getroffen wurde die Sünderin der Sage nach in die Tiefe gerissen und zurück blieb als Wahrzeichen die „Äbtissinnengrube“.

Ungeachtet der geschichtlichen Ereignisse setzte sich die zügige industrielle Entwicklung fort. So begann der Kupferschieferbergbau /19/ westlich von Frankenhausen und die Salzproduktion ging ihrer Blütezeit entgegen. Insgesamt befanden sich etwa 117 Siedehäuser um den Born.

Im Jahre 1533 wurde die Unterburg teilweise abgetragen. Seit 1578 wurden das Schloss und dessen Umfeld um- und ausgebaut. Es entstanden die Hochkellerhäuser in der Kräme (Nr. 4, 6 und 8) sowie das Gebäude in der Klosterstraße 14. Weiterhin errichtete man 1555 das wunderschöne Gasthaus zum Schwan sowie die Bebauung der Ostseite in der Bornstraße.

Trotz der fortschreitenden Bebauung wurden immer wieder Teile der Stadt durch Brände verwüstet. Im Jahre 1546 war es ein Brand am Markt, 1554 ein Großbrand vom Angertor bis zum Erfurter Tor (158 Häuser) und 1589 ein Brand vom Anger bis zur Rosengasse (24 Häuser). Der Wiederaufbau der Holzhäuser sowie die Salzproduktion selbst, forderten einen hohen Holzanteil, der aus dem nahegelegenen Kyffhäuserwald entnommen wurde. Das wiederum führte zu einer starken Verjüngung der Waldbestände.

Dennoch entwickelte sich die Stadt zu ihrem Vorteil weiter, in der Graf Wilhelm von Schwarzburg 1571 den Wohnsitz einnahm. Von 1596 bis 1598 ließ Graf Wilhelm die Klosterkirche abreißen und ein neues Gotteshaus errichten, dessen Ostansicht der heutigen Kirche ähnlich war. Der Turm wurde erst 56 Jahre später, z.T. aus Steinen der Arnsburg, fertiggestellt. /20/  Der Graf verstarb 1597 und konnte somit die Weihe nicht miterleben.

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts erreichte die Salzproduktion den Höhepunkt mit 400 Ztr./Tag oder auch im damaligen Gewichtsmaß 250 000 Stück/a (1 Stück = 46 kg von 1672 - 1715). Das Salz gelangte zum Verkauf nach Halberstadt, Coburg, ins Hessische usw.  Um die Konkurrenz auszuschalten, kauften die Schwarzburger 1585 die Arterner Saline auf und legten dieselbe still.

Durch die sich ebenfalls gut entfaltende Landwirtschaft wurden 685 ha Nutzfläche um Frankenhausen bewirtschaftet. Ein Viertel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche war mit Wein bebaut. Der gesamte Südhang von der Kattenburg bis zum Lückenhügel diente dem Weinanbau. In analoger Richtung entwickelte sich auch das Handwerk (Keltereien, Mostereien, Essigherstellung).

Um die Jahrhundertwende zählte Frankenhausen 2190 Einwohner und wuchs, wie bereits geschildert, über seine Stadtmauern hinaus. Unter den Städten jener Zeit, wie Rudolstadt, Arnstadt und Greußen, war Frankenhausen die führende.

Die offenen Gräben in der Stadt sowie das nahegelegene Ried waren Ursache für die Entstehung von Seuchen. So forderte 1597 die Pest 1250 Tote.

Zwei Jahre später wurde der neue Friedhof am Angertor angelegt, was gewiss im Zusammenhang mit der hohen Sterblichkeitsrate stand.   

 

Im  Gebäude  des  Angertores  wurde am  23.05.1525  Thomas Müntzer als der Anführer der Aufständischen gefangen genommen und am 27.05.1525 in Mühlhausen hingerichtet. (2003)

 

 

 

 

 

 

 

 

Die einstige Zweiteilung des Gebäudes in der Kräme 6 und 8 ist kaum noch sichtbar. Während das Erdgeschoss massiv errichtet wurde, besteht das Obergeschoss aus einem sehenswerten  Fachwerk mit darüber liegendem  Steildach. Herrliche Hohlkehlen, Füllhölzer mit dargestellten Sonnen sowie gestaltete Balkenköpfe dürfen nicht übersehen werden. (2003)

 

Im Jahre 1554 wurde die Stadt von einem Großbrand heimgesucht. Vom Angertor  bis zum Erfurter  Tor legte das Feuer eine Schneise quer durch die Stadt. Zeitzeugen berichten, dass man vom Anger das Erfurter Tor sehen konnte. Insgesamt waren 158 Häuser zerstört und unbewohnbar. /13/ Auf der Grundlage eines Dekrets der Schwarzburger musste jede neue Brandstätte nach fünf Jahren wieder bebaut sein, andernfalls übernahmen die Schwarzburger Grafen das Grundstück.

 

Die Unterkirche wurde 1598 nach dem Abriß der Klosterkirche neu errichtet. Der Glockenturm konnte erst 1650 fertiggestellt werden. Das Kirchenschiff

hatte nach Süden etwa die gleiche Breite wie die viereckige Apsis unseres heutigen Gotteshauses. Die Form der Apsis entstammt der alten Klosterkirche.

(2003)

 

 

Der Friedhof am Angertor wurde am Ende des 16. Jahrhunderts angelegt und viele Jahre später durch den Bau einer Kirche „Zum heiligen Geist“ vervollständigt. (etwa 1915 /27/)